[EICLUSt] Mailingliste der Eichsfelder Linux User Group wieder online

Niels Dettenbach nd at syndicat.com
Do Mär 6 13:14:44 CET 2008


Hallo Maik,

ich habe Deine Emailadresse aus dem Verteiler wie gewünscht entfernt (hättest 
Du auch einfach selbst erledigen können - siehe Link am Ende jeder 
Listenmail ;)

Am Dienstag 04 März 2008 schrieb Maik Pietzuch:
> nimm mich bitte von der Liste.
> Die Diskussionen sind mir leider immer zu anspruchsvoll.
Hmm,
wenn Du meinst? Bisher wurde ja noch nicht gerade viel diskutiert und zumeist 
waren es eher organisatorische Dinge.

Eigentlich sollen LUGs ja gerade Anlaufstelle für Neulinge, 
Interessierte "Schnupperer" über "normale Anwender" bis hin zu freakigen 
Hackern sein und eine gemeinsame - einander helfende Plattform bieten. LUGs 
verstehen sich hingegen nicht als elitärer Verein abgedrehter Computerfreaks.

Mit Linux kann man eine Menge mehr machen, als es nur als Desktop-Oberfläche 
zu nutzen, wie dies bei Windows der Fall ist. Viele verstehen unter "Linux" 
auch gleich die zigtausenden freien Softwarepakete und Lösungen, die unter 
Linux nutzbar sind. Manche statten ihre Haushaltgeräte mit Linux aus, andere 
haben schlicht einen älteren PC, den sie nur zum Schreiben und Surfen 
brauchen und dazu nicht laufend neue PCs kaufen wollen o. können, sich sonst 
kaum für Computer interessieren. Häufig findet man aber solche, denen 
Arbeits- und Lebenszeit enorm wichtig bzw. wertvoll sind und die keine Zeit 
für laufend neue Microsoft Macken haben (wollen). 

Es gibt keinen typischen Linux-Anwender - das Märchen wird gern von 
Computerblöd-Lesern u.ä. Leuten verbreitet, die selbst noch kein Linux unter 
den Fingern hatten.

> Ich bin froh wenn ich Linux auf den Desktop zum laufen habe.
Ist das so schwierig? Mein Vater (heute 60) benutzt häufig Knoppix für's 
Online-Banking, Surfen im Netz oder Briefe-Schreiben. Er steckt die Live-CD 
rein und los geht's. Netzwerk bekommt er per DHCP von seinem T-Online 
Billigrouter - fertig. Ich habe ihm dazu nicht viel erklären müssen. Als er 
noch Windows benutzte, musste ich jede Woche etwas "reparieren" 
oder "zurechtbiegen". Meine Frau hat ein Gentoo mit Xfce auf ihrem USB-Stick, 
weil sie nur zweitweise zwei ältere Pcs/Notebook benutzen kann.

Du benutzt SuSe bzw. openSuSe? Ich kann mir vorstellen, das SuSe nicht gerade 
der beste Einstieg in Linux ist - auch wenn es in Deutschland so hochgejubelt 
wird. SuSe ist kommerziell und "benimmt" sich auch so. Novell wollte offenbar 
lediglich das "billigere Windows" bauen - mit den gleichen Schwächen und ohne 
Stärken auszuspielen. Es ist genau so unflexibel, umständlich und 
ressourcenhungrig. Wer Linux als "billigeres Windows" sieht, begreift wenig, 
was ein Computer ist und wozu der eigentlich gebaut wurde (jedenfalls nicht 
um laufend am System herumzuschrauben, mit Lizenzschlüsseln oder Cracks zu 
hantieren und zu lernen, das Laufwerk C: die erste Festplatte und A: das 
Diskettenlaufwerk ist)

 Die typischen Deutschen Microsoft-Anwender wollen das aber offenbar. Es kann 
doch nicht sein, das ein Computer nur zum Anwenden da ist. Es System, was 
nicht aufwendig am Laufen zu halten ist, ist nicht "professionell" - so die 
häufige Sichtweise.

Falls Du es nochmal probieren willst, empfehle ich Dir die aktuelle 
Ubuntu-CD/DVD, die auch als Live-CD benutzbar ist. Es nutzt ein sehr 
ausgereiftes Paketmanagement (Ubuntu basiert auf Debian). Möchtest Du etwas 
effizient und gezielt lernen, dann probiere Gentoo Linux. 

Es ist sehr vorbildlich und sehr umfassend dokumentiert, so das auch ein 
absoluter Laie binnen wenigen Stunden ein ausgereifter Linux-Benutzer werden 
kann. Vorteil: einmal eingerichtet wächst das System über viele Jahre und 
mehrere Rechner mit ohne das eine Neuinstallation oder umfassen Upgrade nötig 
ist (wie bei Windows oder SuSe z.B.). 

Der einmalige Mehraufwand beim Erst-Einrichten gegenüber Windows (falls es den 
zeitlich überhaupt gibt) spart man binnen weniger Tage / Wochen schnell 
wieder ein, weil nicht laufend neue Treiber, Windows-Updates etc. installiert 
werden müssen. Nicht zuletzt bringt Gentoo zigtausende fertige Softwarepakete 
mit, die man einfach mit einem Klick - meist gleich übers Netz von der 
Originalquelle - installiert. Ich kenne den Aufwand, den die ganzen CDs, 
Lizenzkeys und Versionsprobleme sowie fehlendes Paketmanagement bei Windows 
verursachen - selbst bei SuSe hat man das nun auch ähnlich geschafft.

Als Anfänger probiert man am besten einfach mal die Gentoo-DVD (einfach von 
DVD booten) - gefällt das, beginnt man am besten gleich mit der Step by Step 
Installationsanleitung:
http://www.gentoo.org
Ich habe Gentoo schon häufiger auf Notebooks und Servern auf anderen 
Kontinenten komplett über's Internet installiert.

Linux läuft bereits bei den meisten Techniknutzern irgendwo im Haushalt - nur 
wissen es die wenigsten. Ob der einfache DSL-Router von T-Online, 
Videorecorder oder das Handy von Motorola - da werkelt überall Linux, nur 
sieht ma es nicht. Offenes Unix (netBSD) findet sich auf allen Macs als Mac 
OS X sowie Netzwerkfestplatten (NAS) für's Wohnzimmer.

> Aus Zeitmangel haben sich mir die Tiefen von Linux noch nicht erschlossen.
Braucht man da viel Zeit für? Meine Erfahrung ist, das die meisten Leutz mit 
Microsoft Windows ein Vielfaches an Zeit in den PC stecken, nur um ihn zum 
Laufen zu bringen, benutzbar zu halten oder die Bedienung zu verstehen. Sie 
gehen oft davon aus, das diese Misere unter Linux erst recht zum Tragen 
kommt. Auf meinem Notebook läuft eine ca. 7 Jahre alte Linux Installation, 
der ich lediglich alle paar Wochen mal ein Update gönne. Die selbe 
Installation werkelte so schon im Vorgängernotebook - habe ich lediglich 
kopieren müssen.

> Open Suse läuft bei mir recht Stabil jedoch mehr als mit den grafischen
> Tools beherrsche ich da nicht.
Nun, es kommt nicht darauf an, ob man GUI oder Commandline (oder beides) ist. 
Microsoft hat das Fenster auf dem PC nicht erfunden (das war Apple bzw. im 
Xerox-Park mit Next, einem Unix...). Möchte man einen PC, der wie eine 
Waschmaschine benutzbar ist (einschalten und fertig), ist wohl MAC OS aktuell 
die mit Abstand erste Wahl. Kann oder möchte man nicht so viel Geld ausgeben, 
sucht man sich z.B. die zu einem persönlich passende Oberfläche 
(Fenstermanager) aus einem "Fertig-Linux" heraus (kann man ja häufig einfach 
ausprobieren/umschalten). Windows unterstützt und hat erst gar keinen 
Fenstermanager. Linux wird sicher nicht das "Windows für Arme" - Windows wird 
in Zukunft das Linux für Dumme, den ein buntes Bild zum anklicken reicht und 
die sich laufend wieder in die Taschen fassen lassen und deren Zeit wenig 
wert ist. Microsoft versteht es recht gut, diese Zielgruppe "bei der Stange" 
zu halten und deren Kopf und Zeit so zu binden, das für den Blick über den 
Tellerand kein Raum mehr bleibt. 

Ich persönlich kann heute kaum noch das aktuelle Windows bedienen - ich nutze 
das seit vielen Jahren nicht mehr, weil ich es nicht brauche. Es ist mir - 
wie vielen anderen - viel zu umständlich am Laufen zu halten, derweil ich 
viele hundert Anwendungen parallel und flexibel für meine Arbeit benötige.

Linux / Open Source ist wie Schwimmen lernen - es kann jeder, der es will und 
wirklich auch mal im tiefen Wasser ausprobiert.

Für alle anderen gibt es MAC oder Open Source Unixoide a la Linux, *BSD etc.

Du bist gern und jederzeit eingeladen, an der LUG teil zu haben und all Deine 
Fragen zu stellen. Soweit Du Dich etwas vorstellst, werden die Leutz sicher 
versuchen auf verständlichere Art und Weise zu antworten bzw. Dir zu helfen.

Beste Grüße,


Niels.
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